von Brian Brokowski
Am 2. Januar um 11:11 Uhr erhielt ich den Anruf, den sich niemand von einem/r Arzt/Ärztin wünscht – die Biopsie war positiv, ich hatte Prostatakrebs.
Nachdem ich die verschiedenen Phasen der Verarbeitung durchlaufen hatte, die man erwarten kann, klammerte ich mich an den Glauben – oder vielleicht besser gesagt an die Hoffnung –, dass „ich es schaffe“. Immerhin bin ich 20 Marathons gelaufen – ich weiß das eine oder andere über Gesundheit und Ausdauer. Ich habe eine Familie und ein Arbeitsumfeld, die mich unglaublich gut unterstützen. Ich konnte weitermachen, mich auf meine innere Stärke und die Unterstützung der Menschen in meinem Umfeld verlassen, um den bevorstehenden Kampf zu führen und mein Leben in allen Bereichen, privat und beruflich, weiterzuleben, während ich diese vorübergehende Hürde meisterte.
Nach mehr als sechs Monaten lassen sich zwei Dinge eindeutig feststellen: Erstens wird meine vorübergehende Hürde eher ein dauerhafter Marathon mit fortgesetzten Behandlungen sein. Zweitens, der Teil mit dem Vorankommen? Das ist nicht immer so einfach. Dies gilt insbesondere, wenn es darum geht, die emotionalen und mentalen Auswirkungen einer traumatischen Erfahrung wie Krebs mit dem Wunsch in Einklang zu bringen, die Arbeit als unterstützende Entlastung und Grundlage für Normalität zu nutzen.
Bei Allison hatte ich das Glück, äußerst hilfsbereite Vorgesetzte zu haben, und ich habe Beziehungen unter Kolleg:innen gefunden, die mir während dieses Prozesses geholfen haben. Aber selbst dann gibt es Tage, die einfach nur schwierig sind. Ich lasse die Dinge, im wahrsten Sinne des Wortes, Tag für Tag auf mich zukommen.
Meine Situation ist bei weitem kein Einzelfall. Überall um mich herum sehe ich Kolleg:innen, die mit ihren eigenen Herausforderungen und persönlichen Traumata zu kämpfen haben. Daran besteht nach den letzten Jahren kein Mangel. Ich stelle außerdem fest, dass viele mit demselben Balanceakt hadern, den ich anstrebe – dem Wunsch, ihr Berufsleben als unterstützendes Element aufrechtzuerhalten, während sie ihre persönlichen Kämpfe austragen. Aus eigener Erfahrung weiß ich jetzt, wie schwierig das sein kann.
Wenn jemand etwas Traumatisches durchmacht – die Diagnose und Behandlung einer Krankheit, die Bewältigung einer Behinderung, die Trauer über den Verlust eines geliebten Menschen oder die Pflege eines geliebten Menschen in Not –, wird uns oft gesagt, dass wir uns auf die Unterstützung unserer Mitmenschen verlassen können. Und es stimmt – in Zeiten größter Belastungen können die Beziehungen in unserem Leben die größte Quelle für Kraft und Unterstützung sein. Für mich sind sie das.
Doch obwohl wir mehr als die Hälfte unserer wachen Zeit bei der Arbeit verbringen und viele unserer beständigsten Beziehungen im Alltag mit Arbeitskolleg:innen bestehen, kann sich unvermeidlich eine – vermeintliche oder tatsächliche – Mauer zwischen den Kämpfen, die wir in unserem Privatleben austragen, und unseren Interaktionen und Verpflichtungen am Arbeitsplatz auftun.
Selbst bei einer starken, integrativen Unternehmenskultur kann diese Mauer die Menschen dazu veranlassen, ihre emotionalen und körperlichen Kämpfe vor der Tür abzulegen, sobald sie das Arbeitsumfeld betreten. Es ist nicht einfach zu wissen, wie und ob man seine Probleme mit Vorgesetzten oder Kolleg:innen besprechen soll. In einer Welt, in der persönliche Probleme oft unausgesprochen bleiben, geht man davon aus, dass „alle anderen einfach ihren Kopf einziehen, um es zu überwinden, also sollte ich das auch tun“. Wir sollten doch stark sein, oder? Dies kann dazu führen, dass die eigene Existenz am Arbeitsplatz nicht mehr mit der beängstigenden Realität zu Hause vereinbar ist. Das ist nicht einfach.
Einer unserer Grundwerte bei Allison lautet „Widerstandsfähig sein“. Was bedeutet es, widerstandsfähig bzw. resilient zu sein? Die American Psychology Association definiert Resilienz als den Prozess und das Ergebnis der erfolgreichen Anpassung an schwierige oder herausfordernde Lebenserfahrungen, insbesondere durch mentale, emotionale und verhaltensbezogene Flexibilität und Anpassung an externe und interne Anforderungen.
Das ist genau das, was viele von uns brauchen – aber wie können wir bei der Arbeit belastbarer sein, insbesondere angesichts schwieriger Lebenserfahrungen? Wie können wir daran arbeiten, die Grenze zwischen persönlichen Herausforderungen und beruflichem Engagement zu überwinden? Erstaunlicherweise gibt es nur sehr wenige Ressourcen, die sich mit traumabezogener Resilienz speziell am Arbeitsplatz befassen.
Um diese Fragen zu beantworten, habe ich gemeinsam mit Anne Colaiacovo, Global Partner und President of North America, und Katy Spaulding, Chief of Staff, die neue Mitarbeiterinitiative Allison+Resilience ins Leben gerufen, die sich dafür einsetzt, die Grenze zwischen persönlichen Herausforderungen und beruflichem Engagement zu überwinden und zu erforschen, wie wir angesichts persönlicher Widrigkeiten echte Resilienz am Arbeitsplatz entwickeln und eine Kultur schaffen können, die Menschen mit traumatischen Erlebnissen besser unterstützt.
Wir Kolleg:innen sind zwar weder Ärzt:innen noch Therapeut:innen – aber wir können Verbündete, Ressourcen und Schultern sein, an die man sich in schwierigen Zeiten anlehnen kann. Wenn wir unsere Herausforderungen gemeinsam besser meistern, können wir dazu beitragen, dass unsere Beziehung zur Arbeit zumindest mit diesem Kampf koexistieren kann – und im besten Fall eine positive Quelle der Unterstützung ist.
Allison+Resilience wird sich mit drei zentralen Bereichen befassen:
- Die Normalisierung von Schwierigkeiten – die Akzeptanz, dass persönliche Traumata und Schwierigkeiten real sind und es einen unterstützenden, akzeptierenden Ort für die Mitteilung und den Austausch gibt. Wir sehen und hören Sie.
- Beziehungen aufbauen – Gemeinsame Stärke angesichts von Herausforderungen fördern, Möglichkeiten bieten, mit Kolleg:innen in ähnlichen Situationen in Kontakt zu treten und das Gefühl der Isolation zu überwinden.
- Lösungen und Unterstützung – Identifizierung von Hilfsmitteln und anderen Strategien zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit, zur besseren Bewältigung der alltäglichen Höhen und Tiefen und zum Aufbau einer effektiven Beziehung zur Arbeit in schwierigen Zeiten.
Die Gruppe wird mit anderen bestehenden EAGs wie Allison+Family, Allison+Disability und Allison+Palette zusammenarbeiten und deren Bemühungen durch Programme und Ressourcen ergänzen, die sich mit der Resilienz am Arbeitsplatz angesichts jeglicher Form von Trauma befassen.
Auf meinem Weg stieß ich auf ein inspirierendes Zitat: „Heilung bedeutet nicht, das zu reparieren, was kaputt ist, sondern das wiederzuentdecken, was noch intakt ist.“ Wir hoffen, dass wir durch Allison+Resilience dazu beitragen können, unser Arbeitsleben zu einem wertvollen Teil des Heilungsprozesses zu machen, während wir uns den unvermeidlichen Herausforderungen des Lebens stellen.
Und schließlich ist im September der Monat des Prostatakrebses. Leider ist Prostatakrebs eine der wenigen Krebsarten, bei denen die Zahl der Todesfälle eher zu- als abnimmt. Zwischen 2017 und 2022 ist die Zahl der Todesfälle durch Prostatakrebs um fast 30 % gestiegen. Untersuchungen zeigen auch, dass sich die Zahl der Prostatakrebsfälle bei jüngeren Menschen zwischen 1990 und 2019 verdreifacht hat – der zweitstärkste Anstieg bei allen Krebsarten.
Falls Sie ein Mann im Alter von etwa 50 Jahren sind oder jemand, der Ihnen nahesteht, empfehle ich Ihnen dringend, mit einem/r Arzt/Ärztin über ein PSA-Screening zu sprechen, besonders dann, wenn es eine familiäre Vorbelastung gibt. Glücklicherweise ist Prostatakrebs gut behandelbar, vorausgesetzt, er wird frühzeitig erkannt.
Brian Brokowski ist General Manager, Growth & Operations für Südkalifornien.